Der Hexenfelsen
Ein Kräuterweiblein bewahrt seine Geheimnisse
Das Holzhaus, das in Heidenheim auf der linken Seite der Straße im Katzental steht, wenn man den steilen Berg hinaufgeht, beherbergt schon seit Jahrzehnten die Gaststätte „Zum Hexenfelsen“. Seinen Namen hat das Lokal von einer Sage, die mit dem auf der gegenüberliegenden Seite aufragenden Hexenfelsen zusammenhängt. Felsen gibt es viele in Stadt und Kreis Heidenheim und um so manchen rankt sich eine Geschichte, die in grauer Vorzeit spielt. So auch beim Hexenfelsen.
Droben auf dem Steinplateau, so berichtete die Sage, stand einst die Hütte einer Hexe. So wurden damals jene Frauen bezeichnet, die über geheimnisvolles Wissen und die Wirkung von Kräutern und Säften Bescheid wussten. Sie waren deshalb den Menschen nicht ganz geheuer und auch die Zauberer, die es damals in der Meinung des Volkes noch gab, betrachteten das Treiben der Hexen argwöhnisch. Denn sie waren mit ihrem Wissen Konkurrentinnen der Zauberer.
So verwundert es nicht, dass ein Zauberer der Hexe nachstellte und die Herausgabe ihres Wissens und Könnens forderte. Doch die Bewohnerin des Hexenfelsen-Häuschen war keineswegs gewillt, ihre Geheimnisse preiszugeben. Sie widerstand allen Versprechungen und Verlockungen des Zauberers, worüber dieser in solche Wut geriet, dass er sich auf einen Kampf mit dem Kräuterweiblein einließ, bei dem die Hexe den Kürzeren zog und von dem bösen Zauberer von der Spitze des Berges in die Tiefe gestoßen wurde, wo sie sich augenblicklich in den Hexenfelsen verwandelte.
Diesmal hatte der Zauberer gewonnen und zog sich in sein Zauberreich zurück. Das Wissen der Hexe steckt wohl noch heute im Innern des Hexenfelsens.
In der gegenüberliegenden Gaststätte wird jedenfalls seit Jahr und Tag ein Getränk mit dem Namen „Hexenblut“ ausgeschenkt. Seine Wirkung, so sagt man, könne den Gast verhexen - vor allem wenn er zu viel davon trinkt.
Quelle: Norbert Pfisterer und Klaus-Peter Preußger, 1. Auflage Oktober 2012, Von Raubrittern und edlen Fräulein, Sagenhaftes aus dem Heidenheimer Land, Heidenheim an der Brenz, Verlag: cmc