Die Heidenheimer Schlossblume
Orlaya Grandiflora
Es war einmal eine schöne italienische Prinzessin. Vom Herzog zum herbstlichen Jagdvergnügen auf Schloss Hellenstein geladen, brachte sie aus ihrer Heimat einen großen Strauß weiß blühender Orlaya ins raue Heidenheim mit.
Wie immer feierten die Adelsleute nach der Hatz ein ausgedehntes prächtiges Gelage. Am Abend illuminierten tausende von Kerzen das ganze Schloss – weithin sichtbar und sehr zum Verdruss der Heidenheimer Bürger. Die blickten oft verbittert zum Schloss hinauf, wo ihr Landesherr das Geld mit vollen Händen ausgab, während das Volk darbte.
Als das Fest längst verrauscht und die Gäste abgezogen waren, fand eine alte Magd den verblühten Strauß im Gemach der Prinzessin. Nur noch die eiförmigen, mit Börstchen versehenen Früchte waren an den holzigen Stängeln zu sehen.
Sie warf den Strauß über die Mauer der vorderen Bastei, wo er auf die grauen Schlossfelsen fiel. Da geschah das Unglaubliche: Die Orlaya samte aus und brachte im Jahr darauf eine ziemlich üppige Flora. Ein weißes Blütenmeer schmückte den Fels, die „Heidenheimer Schlossblume“ war entstanden.