Knöpfleswäscherin-Skulptur, Foto: Stadt Heidenheim

Die Knöpfleswäscherin

Zumindest dem Namen nach ist die "Knöpfleswäscherin" sicher eine der bekanntesten Sagenfiguren des Landkreises: In Bronze gegossen beherrscht sie die Fußgängerzone.

Wer sich einmal an einem Rezept für Heidenheimer Knöpfle (für Neu-Heidenheimer: Eine Art von Klößen aus Hefeteig) versucht hat, weiß, dass "Waschen" nicht zur Zubereitung gehört. Interessant also, dass die Heidenheimer Sagen gleich zwei Gründe dafür anbieten, dass die Bewohner der Stadt zu den "Knöpfleswäschern" wurden.

So wird von einer Frau erzählt, die einst ihrem Mann seine Leibspeise zur Arbeit bringen wollte: Knöpfle waren es, frisch und noch warm im Henkelkorb verstaut. Mit ihnen machte sich die treu sorgende Gemahlin auf den Weg durch die Stadt - und kam vielleicht sogar an eben jener Stelle vorbei, an der heute der Brunnen mit ihrer Figur steht, damals freilich noch ein breiter, steiniger Weg. Doppelt schlecht für die Frau: Sie stolperte über einen Stein, fiel und verlor ihren Korb, und heraus rollten all die guten Knöpfle - buchstäblich in den Dreck.
Was nun? Ihren Mann konnte sie nicht hungern lassen, und für neue Knöpfle war wohl nicht nur die Zeit knapp: Eine reiche Bürgerin wird unsere Frau nämlich kaum gewesen sein. In ihrer Not wusste sie nur einen Rat: Sie sammelte die Knöpfle ein, eilte zur nahen Brenz und wusch ihrem Mann die Speise sauber. Dass heute ein Brunnen an das Missgeschick erinnert, ist übrigens die Schuld eines Auswärtigen, der der armen Frau bei ihrem Tun zusah. Er erzählte wohl überall herum, dass man in Heidenheim selbst die Knöpfle von der Straße wasche - und diesen Spitznamen sind die Heidenheimer bis heute nicht mehr losgeworden.

Weniger bekannt, aber dafür recht pfiffig, ist die zweite Erzählung über die gewaschenen Knödel. Sie spielt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als marodierende Soldaten aus aller Herren Länder über die Alb zogen - und auch durch Heidenheim.
Hier kehrten französische Söldner bei einem Gastwirt ein, tranken, grölten und führten sich als die Herren auf. Keine Manieren zeigten die "welschen" Landsknechte auch beim Essen. Die Knöpfle nämlich, die ihnen der Wirt auftischte, wollten die Soldaten erst gar nicht versuchen - denn: was der Musketier nicht kennt, das isst er nicht. Maulend stocherten sie in den Speisen, schnupperten argwöhnisch an den Tellern und warfen die Knöpfle schließlich einfach auf den Boden. Der Wirt, so die bewaffneten Rabauken, solle jetzt etwas Anständiges bringen.
Der rächte sich freilich auf seine Weise: Nur scheinbar eilfertig sammelte er die Knöpfle auf und verschwand schnell in der Küche. Dort wusch er schnell den Schmutz von den Knöpfle, schnitt sie in Scheiben und briet sie in der Pfanne an. Gut geschmälzt und goldbraun trug er die Knöpfle dann erneut zu den Franzosen und tischte ihnen ein "ganz neues" Gericht auf.
Und siehe da: Den gefoppten Landsknechten schmeckten die Knöpfle plötzlich hervorragend, sie schmausten und schmatzten und putzten alle Teller des "Knöpfleswäschers" leer. Gut, dass sie den listigen Heidenheimer nicht nach dem Rezept gefragt haben.

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Hefeknöpfle mit Braten, Soße und Blaukraut, Foto: Markus Wolf
Hefeknöpfle zum Mittagstisch, Foto: Markus Wolf

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